Wo Talente wachsen – Ein Blick hinter die Kulissen der United School of Sports Zürich

Von Gilles Siegrist & Vito Hersperger / Kantonsschule Freudenberg / Oktober 2025

 

An der Sportschule, an welcher unter anderem Manuel Akanji, Diego Benaglio und Anja Weber waren, werden die Sportlerinnen und Sportler von morgen beruflich ausgebildet. Dort haben wir Pia Bienz getroffen und mit ihr ein Interview über die Schule geführt Doch vom Sport allein könne kaum jemand leben, sagt Leitungsmitglied Pia Bienz.

United School Of Sports, Eingang Zürich Altstetten. (Foto: Vito Hersperger)

Erstblick in der Eingangshalle. (Bild: Vito Hersperger)

Wer die United School of Sports in Zürich-Altstetten hinter dem Letzigrund betritt, merkt schnell, dass hier Sport und Schule eng zusammengehören. Im Eingangsbereich merkt man sofort, wie stolz die Schule auf ihre Abgänger und Abgängerinnen ist, denn man sieht an den Wänden die Namen und Bilder von vielen berühmten Sportlern und Sportlerinnen, welche die Schule besucht haben wie Nico Elvedi, SvenAndrighetto und Joana Mäder. 

Seit über 20 Jahren unterstützt die United School of Sports Jugendliche, die es im Sport an die Spitze schaffen möchten, gleichzeitig aber ihre schulische Ausbildung nicht vernachlässigen wollen. Sie ist die grösste private Sportschule der Schweiz mit aktuell rund über 500 Lernenden und 40 verschiedenen Sportarten. Das Angebot richtet sich spezifisch an junge Sporttalente, welche nebenbei eine kaufmännische Lehre absolvieren wollen. Die Ausbildung dauert vier Jahre und bietet so Raum für Sport-, Schul- und Berufsverpflichtungen.

Pia Bienz hat Betriebsökonomie studiert und segelte in ihrer Freizeit. Nach dem Abschluss ihres Studiums hat sie eine neue Herausforderung gesucht und stiess dabei auf diese Schule. Dort ist sie schon fast seit Anfang mit dabei. Sie war Schulleiterin und ist heute Mitglied der Geschäftsleitung und Miteigentümerin. Sie kennt die Schule wie kaum sonst jemand. «Die Schule war damals noch ganz neu, und ich durfte von Anfang an mithelfen, sie aufzubauen.»

Kein Tag ist wie der andere

Pia Bienz. (Quelle: Unitedschool.ch)

Was sie bis heute an ihrer Arbeit begeistert, ist die Abwechslung. «Jeder Tag ist anders», sagt Pia Bienz. «Ich kann kreativ sein, Lösungen finden und mit einem motivierten Team zusammenarbeiten.» Das Team besteht aus Lehrpersonen, Sportkoordinatorinnen und Sportkoordinatoren, Betreuern und Betreuerinnen und natürlich den Lernenden selbst – ein bunter Mix aus Menschen.

Sie hat heute vor allem mit Spezialfällen zu tun, also mit Jugendlichen, die besondere Lösungen brauchen. Etwa wenn Trainingszeiten oder Wettkämpfe mit der Schule kollidieren. «Der direkte Kontakt zu allen Lernenden fehlt mir manchmal, aber es ist auch schön, wenn die jüngeren Schulleitenden jetzt näher bei den Jugendlichen sind.»

 

Flexibilität als Schlüssel

Eine der grossen Stärken der United School of Sports ist ihre Flexibilität. Jede Sportart hat ihre Eigenheiten, und das Programm wird individuell angepasst. «Wenn jemand zum Beispiel Kunstturnerin ist und jeden Nachmittag Training hat, dann schauen wir, dass das zu keinen Komplikationen führt», erklärt Pia Bienz. Dafür gibt es sogenannte Booster-Lektionen. Das sind Lernzeiten, in denen keine neuen Themen behandelt werden, sondern die Jugendlichen selbstständig arbeiten oder Unterstützung von Lehrpersonen erhalten. So können sie Schule und Leistungssport unter einen Hut bringen.

Auch die mentale Gesundheit der Schüler spielt eine wichtige Rolle. «Sie ist essentiell, da die Lernenden unter dem grossen Leistungsdruck leiden», betont Pia Bienz. Jede Schülerin hat eine Sportkoordinatorin oder einen Sportkoordinator, mit welcher oder welchem regelmässige Gespräche stattfinden. Bei Bedarf stehen Mentaltrainer, Psychologinnen oder interne Ansprechpersonen zur Verfügung.

 

Fussball, Eishockey und Kitesurfen

In der Schule haben sie bis zu 40 verschiedene Sportarten. Die meisten Lernenden kommen aus Teamsportarten wie Fussball oder Eishockey, aber es gibt auch exotische Disziplinen wie Schwingen, Segeln oder Kitesurfen. «Wir haben wirklich alles dabei», sagt Frau Bienz. Entscheidend für die Aufnahme sind sportliche Leistung und schulische Eignung. Grundlage ist oft die Swiss Olympic Talent Card, ein offizielles Leistungszertifikat, bei welchem es vier Stufen gibt: Lokal, Regional, National, Elite. «Vor allem Karten auf regionalem oder nationalem Niveau sind für uns interessant, da Elitekarten Einzelfälle sind und die Lokalekarte einem zu niedrigen Niveau entspricht», erklärt Pia Bienz.

 

Zwischen Stundenplan und Trainingslager

Der Alltag der Jugendlichen ist eng getaktet. Schule, Training, Wettkämpfe, Erholung – alles muss geplant werden. Damit das gelingt, arbeiten die Schülerinnen und Schüler mit Wochenplänen. «Das hilft, die Übersicht zu behalten», sagt Pia Bienz. «Und sie sehen auch, wann Zeit bleibt, einfach mal zu entspannen.» Besonders wichtig ist ausreichender Schlaf, ein Punkt, der oft unterschätzt wird. «Wenn jemand erst um Mitternacht nach dem Training nach Hause kommt, kann er oder sie am nächsten Morgen nicht um acht Uhr wieder im Unterricht sitzen. Erholung gehört zum Training dazu.»

Die Schule will nicht nur beim Start in eine Sportkarriere helfen, sondern auch dafür sorgen, dass die Jugendlichen nach dem Sport gut vorbereitet sind. «Ich behaupte sogar, dass fast niemand von einer Sportkarriere allein leben kann», meint Pia Bienz offen. «Darum ist eine gute Ausbildung so wichtig!» Die kaufmännische Grundbildung bildet dafür eine Basis. Sie öffnet Türen für viele Wege, beispielsweise im Management oder Sportmarketing. Viele ehemalige Lernende bleiben mit der Schule verbunden. In der sogenannten Hall of Fame werden erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen geehrt, etwa Langläuferin Anja Weber. «Das macht uns stolz», sagt Pia Bienz. «Und es ist schön, wenn sie uns Jahre später erzählen, wie sie ihren Weg gegangen sind.»

Mehr Anerkennung für den Einsatz

Trotz der Erfolge gibt es auch Wünsche an Politik und Gesellschaft. «Die Freude ist riesig, wenn jemand eine Medaille gewinnt. Aber der Weg dorthin und das Dasein als Spitzensportler und Spitzensportlerin wird oft zu wenig anerkannt», sagt Frau Bienz nachdenklich. Sie wünscht sich mehr Verständnis und Unterstützung für junge Menschen, die ihre Leidenschaft ernsthaft verfolgen - egal ob im Sport, in der Kunst oder in anderen Bereichen.Die United School of Sports zeigt eindrücklich, dass Spitzensport und Bildung kein Widerspruch sein müssen. Hier kombinieren Jugendliche Sportkarriere und eine berufliche Grundausbildung. Und vielleicht sitzt im nächsten Klassenzimmer schon der oder die nächste Akanji oder Weber – bereit, Grosses zu erreichen, sei es auf oder neben dem Spielfeld.

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Unsichtbare Arbeit, sichtbare Anerkennung – Sakibe Sabani an der Kantonsschule Freudenberg

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