Vier von zehn Gästen in Zürich sind aus der Schweiz
Von Lea Augustin & Eva Kowarik / Kantonsschule Freudenberg / Oktober 2025
Derzeit steigt die Zahl der Touristinnen und Touristen Jahr für Jahr. Eine Herkunftsdestination überrascht. Zürich Tourimus aber will noch mehr.
Hier sieht man die Zürcher Altstadt von oben. (Foto: Cemil Erkoc/Zürich Tourismus)
An einen sonnigen Samstag posieren viele Touristen auf den Brücken über die Limmat mit dem See und den Bergen im Hintergrund. Aber es gibt auch noch andere Orte in der Stadt, wo sich Touristen ansammeln, wie zum Beispiel beim Grossmünster. Dies könnte daran liegen, dass 2024 in der Tourismusregion Zürich 7.3 Millionen Gäste logierten. Das waren 300‘000 mehr als im Jahr zuvor.
Die Region Zürich profitiert von einem vielfältigen und breiten Gästemix. Rund 30 Prozent aller Besuchenden kommen aus den europäischen Ländern, weitere 30 Prozent von Übersee. Was überrascht, sind die restlichen 40 Prozent – dabei handelt es sich um Besucherinnen und Besucher aus der Schweiz selbst.
Michael Müller, der Mediensprecher von Zürich Tourismus, erklärt, dass der Anteil an Schweizer Touristinnen und Touristen in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Vor Corona machten sie circa 25 Prozent aller Gäste aus. Während der Pandemie gab es einen Unterbruch aufgrund beschränkter Reisemöglichkeiten. Danach stieg die Zahl innert kürzester Zeit auf fast 40 Prozent an. Michael Müller erklärt sich diesen Zuwachs wie folgt: «Immer mehr Gäste aus der Schweiz lernen Zürich als vielseitiges Städtereiseziel kennen.» Von grösseren Städten in der Schweiz beläuft sich die Reisezeit nach Zürich auf maximal drei Stunden. Obschon man deshalb erwarten würde, dass die Besuchenden abends wieder den Rückweg antreten, bleiben viele über Nacht oder gar für ein ganzes Wochenende in der Stadt.
Menschen entspannen zu Abendstimmung am Seeuferweg. (Foto: Cemil Erkoc/Zürich Tourismus)
Anders verhält es sich mit Gästen aus entfernteren Ländern, die beispielsweise Europa bereisen wollen und dafür in die Schweiz kommen. In der Regel starten die Besucherinnen und Besucher ihre Reise in Zürich. Dies ist dem Flughafen Kloten und dem Fernverkehr über den Hauptbahnhof Zürich zuzuschreiben. Zuvor bestehe die Möglichkeit, die Stadt zu besichtigen und mit dem Zürichsee und dem Zürcher Oberland seien nahe liegende Erholungsgebiete vorhanden, so Müller.
Qualität statt Masse
Aktuell liegt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei zwei Nächten, da Zürich häufig als Ort für die Durchreise genutzt wird. Damit ist Zürich Tourismus nicht zufrieden. Nach Möglichkeit sollen die Gäste für eine möglichst lange Zeit in der Stadt bleiben und es soll dafür gesorgt werden, dass sie viel vor Ort unternehmen und die Angebote nutzen. So könnten beispielsweise das WOW-Museum besucht oder eine Seerundfahrt unternommen werden. Michael Müller drückt es folgendermassen aus: «Es ist nicht das Ziel, dass möglichst viele Touristen nach Zürich kommen, sondern dass die «Richtigen» kommen.» Damit meint Michael Müller jene Gäste, die den oben genannten Wünschen von Zürich Tourismus entsprechen. Somit setzt die Oranisatin nicht auf Massentourismus, sondern auf Qualitätstourismus. Michael Müller bezeichnet Zürich als «Premium-Destination».
Lindenhof nachmittags mit Grossmünster im Hintergrund. (Foto: Christian Beutler/Zürich Tourismus)
Trotzdem stellt sich die Frage, ob es in Zürich nicht doch zu einem Massentourismus kommen könnte, wie es der Fall bei Städten wie Barcelona oder Paris ist. Michael Müllers Meinung sagt: «Das Eintreten eines solchen Phänomens ist unwahrscheinlich, da es in Zürich keinen touristischen Hotspot – wie zum Beispiel den Eiffelturm – gibt.» Daher tritt auch kein Massenphänomen auf, welches nur auf eine Attraktion bezogen ist. Dies führe zu einer gleichmässigen Verteilung der Gäste über die ganze Stadt und die darum liegende Region. Ausserdem bietet der hohe Wert des Frankens einen gewissen Schutz vor Massentourismus. Ein Aufenthalt in Zürich erweist sich oft als kostspielig, somit bleibt die Zahl der Besucherinnen und Besucher in der Stadt begrenzt.
Events als Image-Träger
Gerade in Zeiten von Grossveranstaltungen, wie Konzerte, die Frauen Fussball-EM, die Street Parade oder das Zürifest – Anlässe, durch welche die Besuchendenanzahl in der Stadt steigt – könnte man meinen, es käme zu Interessenskonflikten zwischen der Einwohnerschaft Zürichs und den Gästen. Dass dies nicht der Fall ist, liegt unter anderem an der Grösse der Stadt, deren breit ausgelegtes öV-System, den vielen Hotels und Restaurants. Dies alles wird aber auch von den Zürcherinnen und Zürchern –unabhängig von solchen grossen Events – genutzt und geschätzt. Diese Einrichtungen sind mit ein Grund, weshalb es die Menschen aus dem Ausland nach Zürich zieht.
Laut Zürich Tourismus stellen sich benötigte Änderungen der Infrastruktur automatisch heraus, da es auf dem Prinzip «Angebot und Nachfrage» basiert. Konkrete Änderungen gibt es beispielsweise durch die Anpassungen des Angebots an Hotels oder Restaurants. Es bleibt die Frage, ob dadurch auch die Bürgerinnen und Bürger der Stadt profitieren. Diese Events haben einen weiteren praktischen Nebeneffekt, betont Michael Müller, denn sie ermöglichen es, «Zürichs Image von einer grauen Bankenstadt in eine moderne Metropole umzuwandeln.»