Finden wir Leben im Weltall?
Von Alina Sheyko / Kantonsschule Limmattal / November 2025
Unter der Eiskruste der Jupitermonde befinden sich Ozeane: Die Planetenforscherin Audrey Vorburger und ihr Team wollen herausfinden, ob dort auch Leben existieren könnte.
Eine Illustration der JUICE-Raumsonde im Jupiter-System. Der gelbe Mond links unten (relativ klein) ist Io, der sehr grosse angeschnittene Mond am unteren Rand ist Ganymed, der Mond, der zur Hälfte vor Jupiter ist, ist Europa, und der Mond rechts aussen ist Kallisto. (Bild: Audrey Vorburger)
Eine besondere Reise durch das Sonnensystem hat begonnen: Die europäische Raumsonde JUICE ist auf dem Weg zu den Monden vom Jupiter. Ziel der Mission ist es, mehr über die Eismonde zu erfahren und herauszufinden, ob dort unter der Oberfläche Bedingungen herrschen, die Leben ermöglichen. Zum ersten Mal will man die Jupitermonde im Rahmen der JUICEMission genauer untersuchen. Zwar war die GalileoMission 1995 schon dort, doch es wurde vorwiegend der Jupiter selbst untersucht. Aktuell ist die Raumsonde JUICE (Jupiter Icy Moons Explorer) der ESA (European Space Agency, die europäische Weltraumorganisation) zu den Jupitermonden unterwegs. Dieses Mal ist auch die Universität Bern bei jenem Projekt dabei.
Start der Ariane 5 Rakete mit der JUICERaumsonde. (Bild: ESA)
Am 14. April 2023 ist JUICE um 14:14 Uhr vom Weltraumbahnhof in Kourou gestartet. Ihr Flug dauert planmässig acht Jahre, das heisst, 2031 sollte sie ankommen.
Unter der Eiskruste der Monde befinden sich Ozeane, in denen sogar Leben existieren könnte. Wasser ist ein wichtiger Hinweis auf Leben. Auf der Erde fand man Lebewesen, welche tief im Meer leben und sich von chemischer Energie statt Sonnenlicht ernähren. Die Hoffnung ist, dass es auf den Jupitermonden etwas Ähnliches gibt. Für die Suche nach Leben
sind auch andere Elemente sehr spannend: Kohlenstoff, Stickstoff, Phosphor und Schwefel zum Beispiel.
Die Astrophysikerin und Planetenforscherin Audrey Vorburger ist Assistenzprofessorin an der Uni Bern. Hauptsächlich befasst sie sich mit den Eismonden der Gasplaneten in unserem Sonnensystem.
(Bild: Audrey Vorburger)
«Im Moment ist die JUICE gut unterwegs und fliegt beim Planeten Venus vorbei», berichtet Audrey Vorburger, eine Planetenforscherin an der Universität Bern.
Nächsten Sommer fliegt die Raumsonde wieder bei der Erde vorbei und gerät danach ins äussere Sonnensystem, von wo sie dann direkt den Kurs zum Jupiter einnimmt. «Ich bin mir sicher, dass es irgendwo im Weltraum Leben gibt», erklärt Audrey. Ob gerade diese Mission es finden wird, ist jedoch ungewiss. «JUICE ist eher eine Vorbereitung auf zukünftige Missionen zur gezielten Suche nach Leben, und trotzdem ist sie sehr spannend und bedeutend für die Weltraumforschung», fügt sie hinzu.
Jupiter hat 95 bekannte Monde, wobei die vier grössten und bekanntesten Io, Europa, Ganymed und Kallisto sind. JUICE wird aber insbesondere die Eismonde Europa, Ganymed und Kallisto untersuchen. Io ist auch ein sehr interessanter Jupitermond mit vielen aktiven Vulkanen. Dort gibt es in jedem Moment ca. 100 Vulkanausbrüche und damit ist es der vulkanisch aktivste Ort im Sonnensystem. Man kann ihn jedoch nicht so gut untersuchen, da er zu nah am Jupiter ist. Jupiter hat eine intensive Strahlung, und wenn JUICE zu nahe kommt, geht ihre Elektronik kaputt.
Vulkanausbruch auf dem Mond Io, ganz klein in blau. (Bild: NASA, NASA-JPL, DLR)
Diese Stoffe sind für das Leben, wie wir es kennen, enormwichtig. Die Uni Bern baute das Massenspektrometer, ein Gerät, welches Gasproben und chemische Proben auf den Jupitermonden nehmen wird. Anschliessend wird geprüft, woraus die Gase bestehen und ob sie Spuren von Leben enthalten. Audrey Vorburger ist die Leiterin dieses Massenspektrometers und wird für die Auswertung der Daten verantwortlich sein, wenn JUICE ankommt. Auf dem Mond Europa lassen sich ausserdem Geysirs finden. Sie sind den Geysiren auf der Erde sehr ähnlich; nach dem Ausbruch entweicht das Wasser aber direkt ins All und wird zu Gas umgewandelt.
Die anderen drei grossen Eismonde sind greifbarer. Wasser kann nur flüssig bleiben, wenn die Atmosphär dicht ist. Jupitermonde aber haben eine sehr dünne Atmosphäre. Deshalb schützt sie auch nur schlecht vor Strahlung. Ganymed ist der grösste Mond in unserem Sonnensystem, er ist sogar grösser als der Planet Merkur. Interessant ist er für Astrophysiker und Astrophysikerinnen auch deshalb, weil er ein eigenes Magnetfeld besitzt.
Auch auf dem Mars wird seit langem intensiv nach Lebensspuren gesucht. Ausser Wasser wurden bislang kaum eindeutige Hinweise entdeckt. Nun haben Marsforscher eine neue Idee: Sie wollen gezielt unter der Oberfläche (zum Beispiel in Höhlen) nach Leben suchen. Da der Mars auch keine starke Atmosphäre hat und deshalb eine starke Strahlung aufweist, die Leben an der Marsoberfläche erschwert, könnten unterirdische Höhlen bessere Bedingungen bieten. In der Tiefe ist die Strahlung deutlich schwächer, deshalb ist die Chance, dort Leben zu finden, wesentlich grösser. Käferähnliche, einfache Organismen könnten dort durchaus überleben. In Höhlen nach Leben zu suchen, ist wiederum sehr schwierig, da man in einer Höhle nicht weiss, was zu erwarten ist, und es dort dunkel ist.
Eine Illustration des inneren Aufbaus von Europa. Zuinnerst ist der Kern (die graue Kugel), dann kommt der Mantel, dann der Ozean (die hellblaue Schale), und zu äusserst befindet sich die Eiskruste. (Bild: ESA/ATG medialab)
Für diese Untersuchungen will man HöhlenforscherRoboter einsetzen. Es gab da viele lustige Ideen, wie z.B. kugelförmige Roboter mit Beinchen, die an den Wänden entlangrollen können und wie ein Coronavirus aussehen, käferartige Roboter oder auch Roboterspinnen.
Sprechen Astronomen von Ausserirdischen in unserem Sonnensystem, meinen sie meist einfache Organismen. «Die Erde ist einzigartig», erklärt die Weltraumforscherin Audrey Vorburger. Da sich unser Sonnensystem nach dem Urknall gleichzeitig gebildet hat, hatten alle Himmelskörper gleich viel Zeit, sich zu entwickeln.
Auf der Erde waren jedoch die Bedingungen ideal, damit Leben entstehen konnte, und so entwickelten sich auch komplexe Wesen wie wir Menschen. In unserem Sonnensystem vermutet man Leben zu finden mit ähnlicher DNA wie bei uns, auch kohlenstoffbasiert. Unser eigenes Sonnensystem lässt sich am besten untersuchen, weil wir dorthin fliegen können.
Aufbau eines Geysirs auf dem Mond Europa. (Bild: NASA/JPLCaltech)
In anderen Sonnensystemen rund um fremde Sterne könnte jedoch alles ganz anders aussehen. Dort könnten Lebewesen existieren, deren Erbgut völlig anders aufgebaut ist als unseres, vielleicht sogar ohne DNA. Vielleicht haben sich dort sogar komplexe Organismen entwickelt,die uns in ihrer Entwicklung überlegen sind.
In diesen Sonnensystemen sucht man beispielsweise in der Atmosphäre der Planeten nach Spuren von Leben. Denn auch in der Atmosphäre unserer Erde zeigen sich Spuren von uns Menschen. Die durch den Menschen verursachte Verschmutzung und der Austausch von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid lassen sich in unserer Atmosphäre aus dem All gut erkennen.
Astronomen suchen mit Radioteleskopen nach Signalen ausserirdischer Intelligenzen. Sie von irdischen Störsignalen zu unterscheiden, ist jedoch nicht einfach. (Bild: Getty Images)
Könnten wir Menschen vielleicht auch unsere Kolonien auf anderen Planeten gründen? So ähnlich, wie in einigen Science-Fiction-Büchern? Der Mars und die Eismonde sind da gute Beispiele, dort wären Besiedlungen nach ein paar hundert Jahren technologischer Entwicklung durchaus möglich. «Ich könnte mir vorstellen, dass in 50 oder 100 Jahren Menschen auf dem Mars leben», erzählt die Weltraumwissenschaftlerin Audrey Vorburger.
Das Weltall ist riesig und voll von noch unerforschte Geheimnissen. Womöglich werden wir nie alle seine Rätsel lösen. Allerdings kommen Forscher und Forscherinnen diesen Geheimnissen ständig näher. Wer weiss, was uns da draussen noch alles erwartet? Unter Umständen entdecken wir schon 2031 einfaches Leben auf den Jupitermonden oder noch früher in den Marshöhlen? Oder wir empfangen Radiowellen von Aliens? Vielleicht finden uns die Ausserirdischen sogar noch bevor wir sie finden. Vieles bleibt noch offen und macht damit auch das All so faszinierend.
Leben auf dem Mars könnte schon bald Realität werden. (Bild: Geo.de)
Die Erde und das All. (Bild: Tagesschau.de)