«Kein Tag ist wie der andere» – Christian Roth über den Alltag bei der Polizei
Von Paul Füchslin, Lei Lei Li & Mir Gül (Text und Bild) / Kantonsschule Limmattal / November 2025
Christian Roth vor dem Verkehrsstützpunkt Urdorf.
Untersuchungzellen im Verkehrstützpunkt Urdorf.
Die Polizei, für manche ein Symbol von Sicherheit, für andere ein Beruf voller Verantwortung und Risiko. Doch wie sieht der Alltag eines Polizisten wirklich aus? Welche Herausforderungen bringt dieser Beruf mit sich, und was motiviert jemanden, Tag für Tag für Recht und Ordnung zu sorgen?
Um Antworten auf diese Fragen zu finden, haben wir mit Christian Roth (42), einem Polizisten von der Polizeistation Urdorf gesprochen, der seit 2007 bei der Kantonspolizei ist. Im Interview erzählt er über seine Erfahrungen im Dienst, die Bedeutung von Vertrauen zwischen Polizei und Bevölkerung und darüber, was ihn an seiner Arbeit besonders gefällt.
Christian Roth arbeitet seit 2007 bei der Kantonspolizei Zürich. Heute ist er Gruppenchef einer Verkehrseinheit und leitet ein Team, das jeden Tag für Sicherheit auf den Strassen sorgt.
Nach der Schule hatte Roth eigentlich ein Studium angefangen, merkte aber schnell, dass das nichts für ihn war. Danach hatte er die Entscheidung zwischen Zoll oder Polizei. Er bekam sogar von beiden eine Zusage, entschied sich aber für die Polizei, weil sie ihm spannender vorkam.
Der Weg zum Polizisten ist fest geregelt. Man braucht entweder eine Matura oder eine abgeschlossene Lehre und kann sich dann für die Polizeischule bewerben. Die Ausbildung dauert zwei Jahre und ist ziemlich abwechslungsreich, mit Schule, Praktiken und Einsätzen, zum Beispiel am Flughafen Zürich. Dort erlebt man schon in der Ausbildung viele echte Situationen und lernt, wie breit das Aufgabenfeld der Polizei ist.
Bild im Wartezimmer.
In seiner Laufbahn hat Roth viele Erlebnisse gehabt, schöne und traurige. Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm schlimme Unfälle, wie ein tödlicher Crash im Gubristtunnel oder Arbeits-unfälle auf Baustellen. Solche Dinge gehen einem nahe. Aber es gibt auch die guten Momente: Wenn zum Beispiel ein vermisstes Kind wieder sicher zu seinen Eltern gebracht wird, weiss man, warum man diesen Job macht.
Einen richtigen Alltag gibt es bei der Polizei fast nicht. Morgens gibt’s eine Besprechung, wer was macht, und dann gehts an die Arbeit: Verkehrskontrollen, Unfälle aufnehmen, Baustellen überprüfen oder auf Einsätze reagieren. Christian Roth und sein Team sind meistens als Erste vor Ort, egal ob es um einen Unfall, Streit oder Einbruch geht, da sie immer auf den Strassen unterwegs sind.
Natürlich ist der Job auch stressig. Besonders wenn Kinder betroffen sind, ist das nicht einfach. Roth meint, dass es wichtig ist, über schwierige Dinge zu reden mit Freunden oder Kolleginnen und Kollegen. Und in der Freizeit versucht er, einfach abzuschalten und etwas ganz anderes zu machen.
Mit den Jahren hat ihn der Beruf verändert, aber nicht im negativen Sinn. Er ist ruhiger geworden, aber noch immer nah an den Menschen. Er findet, dass man Mitgefühl behalten muss, auch wenn man viel Schlimmes sieht.
Kommunikation ist alles in seinem Beruf, meint Herr Roth. Wer freundlich und respektvoll auftritt, bekommt das meist auch zurück. Wenn man schlecht gelaunt oder genervt ist, merken die Leute das sofort. Ein gutes Gespräch kann viel ausmachen, egal ob bei einer Kontrolle oder einem schwierigen Einsatz.
Wartesaal im Verkehrsstützpunkt Urdorf.
Viele Menschen sind froh, dass es die Polizei gibt. Andere sind eher kritisch, oft, weil sie selbst schlechte Erfahrungen gemacht haben. Trotzdem ist die Polizei in der Schweiz, laut Roth, grundsätzlich noch immer gut angesehen. Vertrauen entsteht vor allem dann, wenn die Polizistinnen und Polizisten fair und korrekt auftreten.
Technik und künstliche Intelligenz sieht er als praktische Hilfe, vor allem bei Schreibarbeiten oder administrativen Sachen. Trotzdem glaubt er nicht, dass Computer einen echten Polizisten ersetzen können, denn sein Job ist sehr praktisch veranlagt.
Jungen Leuten, die über eine Karriere bei Polizei nachdenken, würde Roth sagen, dass es ein spannender und sinnvoller Beruf ist. «Kein Tag ist gleich», sagt Roth, «man hilft Menschen, erlebt viel und trägt Verantwortung. Wer Abwechslung und Teamarbeit mag und sich nicht vor schwierigen Momenten scheut, ist hier genau richtig.»
Auch er würde jederzeit wieder zur Polizei.