Deshalb jäten Informatikdoktoren im Sihlwald Neophyten

Von Felix Stöferle & Quirin Trachsel / Kantonsschule Freudenberg / Oktober 2025

 

Mit seinem grössten Entwicklungs- und Forschungsstandort ausserhalb Amerikas beweist der Tech-Gigant Google, dass Zürich mit international anerkannten Hochschulen, hoher Lebensqualität und Innovationsgeist punktet – trotz Fach- und Wohnungsmangel. Und um Integration zu gewährleisten? Werden im Sihlwald Neophyten gejätet.

Eingang vom Google Büro in Zürich. Schnell kann man erkennen, dass Google Wert auf die lokalen Werte legt. (Quelle: Google Switzerland GmbH)

Der grösste Forschungs- und Entwicklungsstandort von Google ausserhalb Amerikas liegt in Zürich. Gestartet als zwei Personen-Büro feierte der Tech-Gigant seinen zwanzigsten Geburtstag in der Limmatstadt. Doch Google ist in Zürich nicht allein. Auch weitere namhafte Tech-Giganten wie IBM, Microsoft, Meta und OpenAI haben einen Sitz in der Stadt.

Wohnungsmangel, Fachkräftemangel, Unfreundlichkeit gegenüber ausländischer Facharbeitenden sind oft genannte Probleme Zürichs. Wie geht Google damit um, und weshalb bleibt der Konzern trotzdem?

Keine Herausforderung ist zu gross

Auch wenn in Zürich eine Wohnungsknappheit, mit einer Leerwohnungsquote von 0.48 Prozent, herrscht, habe man bei Google damit eher wenig Probleme. Google Mitarbeitende und auch diejenigen von anderen Tech-Konzernen werden zwar bei der Wohnungssuche von Zürcherinnen und Zürcher als Konkurrenz angesehen, jedoch wohnen viele Mitarbeitende nicht in Zürich selbst, sondern im näheren Umfeld.

Samuel Leiser, Communication Manager von Google Schweiz, erzählt zu dieser Thematik eine Anekdote: «Man sieht es manchmal im E-Mail-Verkehr, dass jemand fragt: ‘I'm moving from the U.S., Mountain View, to Zürich to work there. Do you have any idea how to commute to the Google office within one hour from?’ Manchmal lautet da die scherzhafte Antwort: ‘Ah, one hour from the Google office? Then you can live in Germany.’»

Dies zeigt, dass vor allem ausländische Fachkräfte besonders gerne bereit sind, länger zu pendeln, da sie sich dies aus ihren Heimatländern gewohnt sind. Eine wichtige Rolle dabei spielt zudem, dass man im Bereich Informatik viel im Home-Office erledigen kann. Deswegen müssen die Mitarbeitenden nur ungefähr zwei Mal in der Woche im Büro erscheinen, sind dann aber auch bereit, weitere Distanzen und längere Anreisezeiten in Kauf zu nehmen.

Eine grosse Wandkarte in einem Aufenthaltsraum zeigt die jetzigen und ehemaligen Standorte von Google in Zürich. Aufgrund des gutem Transportnetzt sind Mitarbeitende bereit länger zu pendeln. (Quelle: privat)

Obwohl an der ETH pro Jahr nur etwa 100 Informatikerinnen und Informatiker abschliessen, macht der IT-Fachkräftemangel dem Tech-Giganten wenig zu schaffen. Leiser sagt, dass dank der Lebensqualität in Zürich ausländische Fachkräfte gerne hierher ziehen wollten und man somit auch trotz grosser Präsenz anderer grosser Tech-Giganten genügend hoch ausgebildete Fachkräfte rekrutieren kann. Auch bilde man selbst mithilfe von Lehrstellen weitere Fachkräfte aus und könne somit alle offenen Stellen besetzen.

Die einzige schwierige Herausforderung in Zürich wäre, wenn sich die Rahmenbedingungen, vor allem die politisch stabile Lage und Rechtssicherheit, drastisch verschlechtern würden. Eine drastische Änderung würde bedeuten, dass man die Zukunft kaum planen kann. Planungssicherheit ist jedoch essenziell.

Als Beispiel wurde die Kippung der Bilateralen von Samuel Leiser genannt: «Es gibt in der Schweiz Drittstaaten-Kontingente. Das heisst, es gibt nur eine begrenzte Anzahl an Arbeitserlaubnissen für Personen, die nicht aus der EU stammen. Wenn es von heute auf morgen die bilateralen Verträge nicht mehr gäbe, können nur noch Schweizerinnen und Schweizer hier in Zürich arbeiten.» Dies würde für Grosskonzerne problematisch sein, da man nicht mehr genügend internationale Facharbeitende rekrutieren könnte. Dass dieses Szenario eintritt, ist jedoch sehr unwahrscheinlich.

Ausländische Facharbeitende in Zürich

In mehreren Umfragen wurde bisher gezeigt, dass viele ausländische Facharbeitende Probleme haben, sich in die lokale Bevölkerung zu integrieren. Damit die Mitarbeitenden sich in die lokale Community einfügen, versucht Google, die Integration möglichst einfach zu gestalten. So stellt Google Arbeitszeit zur Verfügung, um freiwillig gemeinnützige Arbeit zu leisten. Ein Beispiel für eine solche Arbeit besteht darin, Neophyten aus dem Sihlwald zu entfernen. Auch werde versucht, dass die Mitarbeitenden sich in lokalen Sportvereinen engagieren. Der wichtigste Teil ist jedoch die Familie. Sobald die Kinder in die öffentlichen Kindergärten oder Kitas gehen, fällt die Integration einfacher.

«Die Schweiz, und Zürich insbesondere, war schon immer ein für Innovationen offener Standort.» sagt Samuel Leiser. Neben der strategischen Lage im Zentrum Europas bietet Zürich auch angesehene Hochschulen und Universitäten. Dies spiegelt sich auch in den Zahlen wider: Ein Drittel aller Zoogler – so nennt Google ihre Mitarbeitende in Zürich – besitzt einen Doktortitel.

In einem Gebäude an der Europaallee am Hauptbahnhof stellt Google die Schweizer Werte mithilfe einer thematischen Einrichtung dar. (Quelle: Google Switzerland GmbH)

Laut Leiser schätzt der Konzern insbesondere die gute Infrastruktur in Zürich. Vor allem das hervorragend ausgebaute Netz des öffentlichen Verkehrs wird von ihm gelobt. Dies ermöglicht einen schnellen Arbeitsweg und Wechsel zwischen den Standorten. Der internationale Flughafen Zürich hilft dem Tech-Giganten mit guten internationalen Verbindungen. Er erwähnt auch die hohe Lebensqualität mit guter Anbindung und Infrastruktur, die dazu führt, dass viele auch internationale Informatikfachkräfte nach Zürich ziehen wollen.

Auch in Zukunft wichtig

Es gefällt dem kalifornischen Konzern sehr gut in Zürich. Der Standort wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Besonders auch im Zeitalter künstlicher Intelligenz, da auch sämtliche AI-Firmen einen Standort in Zürich haben. Das wichtige am Standort bleibt jedoch für immer «Innovation, Schweizer Qualität und Vielfalt.»

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