LOU KAENA: Bereit, richtig durchzustarten
Von Severin Gastl, Klasse 5b, Gymnasium Freudenberg / November 2024
Endlich kann sie den Fokus einzig und allein auf die Musik legen. Die bereits über zwei Millionen Streams auf Spotify sind erst der Anfang einer glorreichen Karriere – was macht die Rapperin im Moment und was ist ihr Auftrag an der Fussball-Europameisterschaft 2025 in der Schweiz?
Lou Nausicaa Lengsfeld, ein vielversprechendes Musiktalent, das sich nach abgeschlossener Matur komplett auf die Musik fokussieren kann. (Quelle: Tages-Anzeiger)
„Moi je vais juste avancer personne ne m’arrêtera, si tu veux me faire du mal bien sûr ça me touchera.“
Diese Zeilen stammen von Lou Kaena, einer 18-jährige, aufstrebenden Sängerin und Rapperin aus Zürich. Seitdem sie mit 16 ihr Debütalbum veröffentlicht hat, nimmt ihre Reichweite rasant zu und lässt zahlreiche Türen für sie aufgehen. Die Zürcherin mit algerischem Hintergrund ist bilingual aufgewachsen und singt ihre Lieder ausschliesslich auf Französisch. Nach bestandener Matur in diesem Sommer kann sie nun den Fokus voll auf die Musik legen und ist bereit, richtig durchzustarten.
Matur ist durch, was hat sich seitdem geändert?
Ich war vor meinem Abschluss sehr eingegrenzt, weil ich andauernd an die Schule denken musste und die Vorbereitungen auf die Maturaprüfungen allem anderen vorziehen musste. Entsprechend musste ich zweimal einen Auftritt am Openair-Frauenfeld absagen!
Ich will dann am Openair-Frauenfeld auftreten, wenn ich Zeit habe, mich vorzubereiten. Jetzt fühle ich mich viel freier. In meinem Kopf habe ich nur Platz für die Musik und kann mich nun komplett darauf konzentrieren.
Sie verbringen momentan Ihr Zwischenjahr nach der Matur, womit beschäftigen Sie sich momentan?
In letzter Zeit war ich sehr viel unterwegs gewesen, mehrheitlich im Zusammenhang mit Musik. Ich war eine Woche in Berlin, um eine Freundin zu besuchen und war davor häufig mit Freunden unterwegs, um Musik zu machen. Ansonsten bin ich momentan unter anderem an einem Musik-Workshop dran.
Wenn ich in Zürich bin, versuche ich, mindestens viermal die Woche ins Studio zu gehen und neue Songs aufzunehmen. Es ist aber unterschiedlich, da ich in meinem Zwischenjahr meine Zeit selbständig einteilen kann. Was ich später mache, weiss ich noch nicht sicher. Momentan liegt der Fokus aber stark auf der Musik und auf meinem neuen Album.
Ihre Musik ist ein Mix aus French Rap und Pop, an wen richten Sie Ihre Musik?
Meine Musik ist prinzipiell nicht an ein spezifisches Publikum gerichtet, sondern für die Leute da, die sie fühlen. Ich mache das, was mir gefällt und es geht an alle, die den «Vibe catchen».
Sie sind eine Zürcherin, die Ihre Lieder auf Französisch singt, sind Ihre Hörerinnen und Hörer eher deutschsprachig oder französischsprachig?
Ich habe sehr viele Hörerinnen und Hörer, die nicht französischsprechend sind, ich würde sogar sagen, der Grossteil ist deutschsprachig. Mein nächster, geplanter Schritt ist nun, mehr französischsprechende Personen von meiner Musik zu überzeugen.
Die junge Rapperin versucht, viermal die Woche ins Studio zu gehen. (Quelle: Instagram)
In Ihrem letzten Song haben Sie aber einen Part auf Schweizerdeutsch gerappt, haben Sie nun geplant, Ihre Texte auch mal auf Schweizerdeutsch zu schreiben?
Das war bisher das einzige Mal, dass ich auf Deutsch gerappt habe. Ob ich es nochmals machen werde, kann ich noch nicht sagen. Vielleicht schon, aber womöglich auch nicht. Auf jeden Fall möchte ich beim Französisch bleiben.
Was wollen Sie mit Ihrer Musik erreichen oder bewirken?
Im Endeffekt will ich eigentlich einfach für «good Vibes» sorgen. In meinen alten Songs habe ich viel über die Gefühle, die ich empfinde, wenn es mir nicht gut geht, geschrieben und habe damit viele Leute, denen es gleich erging, erreichen können. Meine Emotionen durch Lieder auszudrücken hat als eine Art Heilung für mich gewirkt.
Mit meinen Liedern möchte ich nun bewirken, dass sie meine Hörerinnen und Hörer happy machen und sie die Tracks fühlen.
Wie entsteht denn generell ein Song von Ihnen?
Meistens baut mir mein Produzent «Rocket» einen Beat, auf welchem ich dann singe und über den ich einen Text schreibe. Wenn mir spontan eine Melodie oder eine Zeile in den Sinn kommt, nehme ich aber auch meine Snapchat-App hervor, um meine Einfälle direkt per Video festzuhalten.
Schliesslich nehmen wir das Lied Stück für Stück gemeinsam auf.
Schreiben Sie Ihre Texte in dem Fall selber?
Ja, immer. Meine Texte befassen sich mit dem, was in meinem Leben gerade passiert und mit dem, womit ich mich beschäftige.
Lou Kaena singt den offiziellen Song der UEFA Euro 2025. (Quelle: Blick)
UEFA Euro 2025 – ich komme!
Im kommenden Jahr wird die Fussball-Europameisterschaft der Frauen in der Schweiz stattfinden. Dabei nimmt Lou Kaena eine wichtige Rolle ein und erhofft sich dadurch einen Boost in ihrer Karriere.
Was ist Ihre Verbindung mit der Euro 2025 und wie kam es dazu?
Als im Jahr 2023 entschieden werden musste, wo die Euro 2025 stattfinden wird, wurde ich von dem Schweizer UEFA-Komitee angeschrieben und gefragt, ob ich beim UEFA-Kongress in Lissabon auftreten und die Schweiz mitvertreten möchte. Es war mir eine grosse Ehre dort auftreten zu dürfen. Ich habe mit meinem Auftritt die Schweizer Kandidatur unterstützt und wurde als Entscheidungspunkt hervorgehoben, als die Schweiz die Kandidatur gewann.
Nun habe ich von der UEFA den Auftrag bekommen, die Frauen EM musikalisch zu begleiten, sprich einen Song für das Turnier zu schreiben.
Es ist nicht mehr lange bis zur Eröffnungsfeier der Euro 2025, ist der Song denn schon gemacht?
Nein, er ist jedoch momentan in Planung und wird bald in Angriff genommen.
Was würde denn ein solches Lied auszeichnen? Haben Sie schon Vorstellungen?
Es braucht ein energetischer Song zu sein, bei dem die Leute mitsingen können. Ich will, dass der Song um die Schweiz und ihre vielen Sprachen geht und die verschiedenen Kulturen vereint.
Sie repräsentieren dabei die Schweiz und den Frauenfussball gleichzeitig, was sind Ihre Gedanken dazu?
Es ist für mich eine grosse Ehre, diese Chance haben zu dürfen. Es fühlt sich für mich wie eine Art Bestätigung für meine geleistete Arbeit an und bereitet mir eine riesen Freude.
Die UEFA, mit der Sie zusammenarbeiten, hat sich in den vergangenen Jahren einen schlechten Ruf erarbeitet. War dies jemals ein Thema für Sie oder haben sie sich darüber nie Gedanken gemacht?
Solange ich den Frauenfussball unterstützen kann bin ich glücklich. Ich finde, man braucht den Frauenfussball noch ein Bisschen zu pushen, und bin deshalb froh, wenn ich etwas dazu beitragen kann.